Unterricht – wie? was?

Zitat: Die wahre Kunst des Unterrichtens besteht darin, jedem einzelnen Schüler gerecht zu werden, was voraussetzt, dass der Lehrer „die in seinen Schülern sich darbietende Mannigfaltigkeit der Individualitäten stets gegenwärtig halte“… (Heinrich Julius Kämmel, 1862).

Gelernt wird nicht erst seit es die Schule gibt. Lernen war und ist auch heute noch eine Lebenstätigkeit. Somit setzt der Schulunterricht ein natürliches Verhalten fort, er nimmt verschiedene Formen der Anleitung und des Austausches auf. Der Unterricht plant und organisiert das Lernen. Unterricht ist das Kerngeschäft der Schule. Der Unterricht auf der Volksschule ist für den Erwerb grundlegender kultureller Wissensbestände, Fähigkeiten und Fertigkeiten die zentrale Voraussetzung.
Infolge des gesellschaftlichen Wandels hat sich der Unterricht bereits innerhalb einer Generation stark verändert, was nicht nur an Lehrpersonen, sondern ebenso auch an Eltern grosse Ansprüche stellt. Der Hinweis auf zwei Punkte soll genügen:

  • Abnehmende Übereinstimmung der Wertevorstellungen nicht nur zwischen Elternhaus und Schule, sondern auch zwischen den Elternhäusern, deren Kinder die gleiche Schule besuchen
  • Die Bedingungen des Aufwachsens von Kindern und Jugendlichen sind heute vielfältig und unterscheiden sich stärker, als dies noch vor 20 oder 30 Jahren der Fall war. Die Schulklassen sind damit in verschiedenster Hinsicht heterogener und vielfältiger

Zur gleichen Zeit steigen die Anforderungen an die Jugendlichen – sei dies auf dem Arbeitsmarkt, wie  in der Gesellschaft. Eltern*  – aber auch die Gesellschaft – haben nicht nur unterschiedliche Vorstellungen, wie Unter-richt zu gestalten ist; ebenso sind die Anliegen und Anforderungen an den Unterricht vielfältiger und unter-schiedlicher geworden. In der Schule sollen nicht nur Kinder verschiedenster Herkunftsorte unterrichtet werden, in der gleichen Klassen finden wir lernschwache und überdurchschnittlich begabte Schülerinnen und Schüler. Wir erwarten von der Unterrichtsgestaltung, dass die individuellen Lernvoraussetzungen berücksichtigt werden und förderorientiert gelehrt wird. Nicht nur lernschwache oder überdurchschnittlich begabte Schülerinnen und Schüler sollen gefördert werden. Ebenso gilt es, auf die Bedürfnisse der stillen Kinder, welche durchschnittliche Leistungen erbringen, einzugehen. "Die wahre Kunst des Unterrichtens besteht darin, jedem einzelnen Schüler gerecht zu werden, was voraussetzt, dass der Lehrer 'die in seinen Schülern sich darbietende Mannichfaltigkeit der Individualitäten stets gegenwärtig halte'. Er unterrichtet eigensinnige Personen, die auf den Unterricht ganz verschieden reagieren". So schrieb Heinrich Julius Kämmel im Jahresbericht des Deutschen Gymnasiums 1862 – Ein Satz, welcher heute noch zutrifft.


* Selbstverständlich sind Eltern von volksschulpflichtigen Kinder Bestandteil der Gesellschaft – der Wandel der Gesellschaft spiegelt sich auch bei den Eltern; die Vielfalt der Gesellschaft ist auch die Vielfalt der Eltern

 

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