Pubertät: loslassen und trotzdem Halt geben

 

13 Mütter und Väter trafen sich, um unter der Leitung der erfahrenen Erwachsenenbildnerin und 6-fachen Mutter Bernadette Amacker das Thema Pubertät zu diskutieren und mehr zu erfahren, wie diese anspruchsvolle Phase gut überstanden wird. Bereits in der Vorstellungsrunde tauchten mit erstaunlicher Einigkeit die wichtigsten Streitpunkte mit dem pubertierenden Nachwuchs auf: Null Bock auf Hausaufgaben und lernen, endloses Spielen am Computer, Umgang mit Handy und Co., Taschengeld, Beschimpfungen, Dauerstreit und das Missachten von Regeln. Im Rahmen des interaktiven Vortrags hatten alle diese Themen Platz. Die Kursleiterin beantwortete sämtliche Fragen und gab wertvolle Tipps zum Umgang mit lernfaulen Halbstarken und aufmüpfigen Teenies. Dabei stellte sie bereits zu Beginn klar: Es geht nicht um Schuld und Fehler sondern um Verantwortung. Eltern müssen lernen loszulassen aber auch für sich Respekt einzufordern. Zentral ist denn auch – gemäss Amacker – ein bestimmter aber freundlicher und respektvoller Umgang miteinander.

Je älter ein Kind ist, desto mehr soll es bei den Regeln wie auch bei den Konsequenzen mitbestimmen dürfen. Diese Regeln müssen aber unbedingt in einem ruhigen Moment ausgehandelt werden und nicht dann, wenn der Konflikt am Eskalieren ist. Einmal abgemacht, müssen Regeln eingehalten werden und wenn nicht, folgend die ebenfalls abgemachten Konsequenzen. Es nützt nichts, einem Kind 100 Mal zu sagen: „Räum deinen Turnbeutel aus!“ und es am Schluss doch entnervt selbst zu machen. Offen gibt Amacker zu: „Es ist einiges anstrengender das Einhalten einer Regel zu fordern, als die Aufgabe selbst zu machen.“ Allerdings tut man dem Kind keinen Gefallen, wenn man ihm alle Steine aus dem Weg räumt. Zur Entwicklung der Kinder gehört es dazu, zu lernen mit Frustration umzugehen. Im Nachhinein sind die Kinder dafür dankbar, auch wenn die Einsicht oft erst Jahre später kommt.

Amacker gab auch konkrete Tipps zum Thema Höhe des Sackgeldes oder Nachhausekomm-Zeiten und sie forderte Nachsicht mit den Jugendlichen, für die die Pubertät eine körperlich und emotional anstrengende Zeit ist. So verschiebt sich erwiesenermassen die Produktion des Schlafhormons Melatonin um ca. 2h. Dass die Teenies Abend nicht müde sind und dafür am Morgen nicht aus dem Bett kommen, ist also keine Marotte, um die Eltern zu ärgern, sondern eine physiologisch begründete Tatsache. Die Veränderungen des Körpers und die hormonellen Turbulenzen können die Kinder verwirren. Sie sind auf der Suche nach ihrer Identität, müssen sich in der Gruppe behaupten und gleichzeitig werden oft noch schulische und berufliche Weichen gestellt.

Amacker hält fest, es sei auch normal und dürfe den Jugendlichen nicht vorgeworfen werden, dass sie in einigen Situationen schon erwachsen sein wollen und dann aber wieder viel Zuneigung brauchen wie ein jüngeres Kind. Beschimpfungen und Vorwürfe sind nicht konstruktiv und deshalb grundsätzlich tabu. Pubertierende nehmen Vorwürfe persönlich und sind deshalb sehr verletzlich, auch wenn sie es nicht zeigen. Wenn eine Situation eskaliert kann, dann werden auch Dinge gesagt, die vielleicht übertrieben oder verletzend waren. Dann sollten sich Eltern entschuldigen und damit zeigen: Niemand ist perfekt. Aber für Fehler kann man sich entschuldigen. Eltern sind auch in der Pubertät unbewusst die grossen Vorbilder. Die Teenies übernehmen die Art der Eltern, Konflikte zu lösen und auch den Umgang in der Familie bzw. der Eltern untereinander. Nicht zuletzt deshalb sollten Eltern auch für sich Respekt einfordern und Beschimpfungen nicht akzeptieren. Der respektvolle Umgang untereinander und fair ausgehandelte Regeln sind zentral für ein gutes Überstehen der Pubertät.