Lernen ist lernbar

Den Stolperstein zum Schmunzeln bringen

Sandra Filliger von der Lerninsel Mutschellen erklärte rund 100 Interessierten, wie sie ihre Kinder respektive Schüler beim Lernen unterstützen können. Dieser aufschlussreiche Themenabend wurde von der Schule und S&E organisiert.

Sehr anschaulich erläuterte Sandra Filliger die verschiedenen Lerntypen. Der Visuelle lässt sich vom Auge leiten, er würde ein IKEA-Regal Punkt für Punkt nach der Anleitung zusammenbauen. Der Kinästhetische verlässt sich beim Montieren ganz auf sein Gefühl, während der Auditive nach Gehör geht und bei geeigneten Opfern nach Rat fragt oder mit ihnen über den möglichen Aufbau diskutiert.

Rechts- oder links-hirnig?

Dass wir von der linken und rechten Gehirnhälfte geleitet werden, ist bekannt. Dass die linke Hirnhälfte für die Logik, die Rechte für die Kreativität zuständig ist, wissen ebenfalls viele. Mit einem einfachen Test findet man heraus, zu welcher Gruppe man gehört: auf ein Blatt zeichnet man einige grosse Kreuze und lässt sie einkreisen – welche Richtung wird für den Kreis gewählt?

Auch kleine Schritte sind wichtig

Aufmunterung und Erfolgserlebnisse seien die Voraussetzung für motiviertes Lernen, meint Lerncoach Filliger. „Die Kinder werden täglich mit ihren Schwächen konfrontiert, wir müssen den Teufelskreis der Demotivation durchbrechen“. Sehr aufschlussreich ist es, wenn man sich beim Unterstützen einmal filmt. Häufig drücke man unbewusst nonverbal sein Missfallen aus, das kann ein tiefes Einatmen sein, ein Seufzer oder ein entnervtes Augenrollen. Die Kinder nehmen diese subtilen Signale sehr klar auf.

Experimente wagen

Sind Lernschwierigkeiten vorhanden, lohnt es sich, für einen Monat den Arbeitsplatz zu wechseln. Dieser soll ruhig und aufgeräumt sein, das Kind soll ungestört lernen können und sein Arbeitsmaterial griffbereit haben. Die Konzentrationsspannen sind altersabhängig, doch selbst Erwachsene hängen nach dreissig Minuten ab. Deshalb soll das Büffeln auf Phasen von rund 10 bis 20 Minuten begrenzt werden. Beim Lernen sind kurze Pausen von etwa drei Minuten wichtig. Aber nicht mit Computerspielen oder Fernseher gefüllte Pausen, sondern kurze Unterbrüche, in denen sich bewegt, ein Glas Wasser getrunken oder etwas frische Luft geschnappt werden kann. Auf drei Lernphasen folgt dann eine etwas längere Pause von rund 15 Minuten, und wenn noch mehr Stoff ansteht, beginnt der Zyklus von vorne. Sehr wichtig ist die Ruhephase nach dem intensiven Pauken, um das Gelernte zu verankern.

Hirngerechtes Lernen

Gelerntes muss innert 24 Stunden wiederholt werden. Um es nicht zu vergessen, sollten danach bis zu fünf Wiederholungen folgen. „Unser Hirn überspeichert das zuletzt Gelernte im Kurzzeitgedächtnis, wenn es nicht genügend Zeit hat, es ins Langzeitgedächtnis aufzunehmen“, betont Filliger. Und zieht einen einleuchtenden Vergleich zur Natur: wer über eine Wiese geht, hinterlässt Spuren, das Gras richtet sich aber bald wieder auf. Benutzt man genau denselben Weg aber täglich, entsteht ein Trampelpfad, der Bestand hat.

Filliger empfiehlt die Lernboxen aufs Wärmste. „Viele Schulkinder erhalten so eine Box, nutzen sie aber nicht oder falsch. Dabei kann mit diesem einfachen System für jedes Fach zielgerichtet und nachhaltig gelernt werden“, führte die sympathische Referentin aus. So stellt sich Tag für Tag ein kleines Erfolgserlebnis ein, wenn zwei, drei der neu gelernten Franz-Wörtli von gestern noch sitzen, und die kleinen Portionen von fünf Wörtern (oder Formeln, 1x1-Rechnungen, Geschichts-Fragen und so fort) überfordern kein Kind.

Wenn der Erfolg ausbleibt

Helfen diese Tipps nicht weiter, könnten hinter den Lese- oder Rechtschreibschwierigkeiten oder Konzentrationsproblemen auch andere Ursachen stecken. Hier hilft eine persönliche Beratung der ausgebildeten Craniosacral-Therapeutin weiter. Sorgfältig werden die Probleme analysiert, die möglichen Ursachen abgeklärt und mit Eltern und Kindern ein individuelles Programm zusammengestellt und überwacht. „Gemeinsam suchen wir die Stolpersteine beim Lernprozess und verwandeln sie in Schmunzelsteine“, macht Filliger den Eltern Mut.

Begeisterte Zuhörer

„Ich kann viel aus diesem Vortrag mitnehmen, er war informativ und sehr lehrreich“, urteilte eine Mutter. „Meine Erwartungen wurden erfüllt, vieles war mir zwar bekannt, wurde mir aber wieder bewusst gemacht. Ich hatte auch einige „AHA-Erlebnisse“, und die Lernbox müssen wir unbedingt ausprobieren“, doppelte ein Vater nach. Eine weitere Besucherin strahlte gar: „Sandra Filliger ist unsere Rettung, wir waren total ratlos und überfordert mit den Lernschwierigkeiten unserer Tochter und haben jetzt endlich einen Ansatz gefunden!“ Auch Schulleiter Claudio Fischer war mit dem Abend zufrieden: „Die zahlreichen Anmeldungen unterstreichen die Bedeutung des Lernens für die Eltern. Sandra Filliger zeigte die wichtigsten Punkte für sinnvolles und erfolgreiches Lernen auf. Die wichtigste Erkenntnis für mich als Schulleiter: Die Kinder nicht überfordern, sondern mit kindgerechten Häppchen unterwegs sein. Dazu gibt es einige einfache Regeln, die beherzigt werden müssen.“

Weitere Informationen findet man unter www.lerninsel-mutschellen.ch

 

Bericht und Fotos: Therry Landis

 

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Frau Filliger nahm sich auch Zeit für persönliche Gespräche